Seit nunmehr über 600 Jahren feiern die Stadthäger Bürger ihr Schützenfest.


Es ist das drittälteste in Niedersachsen und im Gegensatz zu vielen andern, wird es von der Stadt Stadthagen und dem Schützenbund Stadthagen e.V. organisiert und getragen. In den Stadtrechnungen unserer Stadt, welche seit 1378 fast vollständig erhalten sind, finden sich viele Hinweise, auf Schützenfeiern die alljährlich zu Pfingsten abgehalten wurden.Hierbei wurde mit einer Armbrust auf einen hölzernen Vogel, dem Papageien, geschossen, der auf einer 5 Meter hohen Stange befestigt war. Der beste Schütze wurde mit einer Armbrust belohnt.

Etwa ab 1520 schoss man mit dem "Feuerrohr" und ab 1571 wurde anstelle des Vogels auf eine Scheibe gezielt. Schon damals, war die Stadt in 3 Quartierschaften, zu je 4 Rotten eingeteilt. Als das Mitführen echter Waffen nach dem 1. Weltkrieg verboten wurde, schaffte man kurzerhand Holzgewehre an. Außerdem findet seit vielen Jahren das Schützenfest nicht mehr zu Pfingsten sondern Ende Juni Anfang Juli statt.

So hat sich auf der Reise durch die Jahrhunderte, von der Armbrust über das Feuerrohr zum Holzgewehr, einiges verändert und im Verlauf von 600 Jahren ist manches dazu gekommen, was zur liebgewordenen Tradition geworden ist und unser Schützenfest so einmalig macht. Das Üben mit der Waffe, um die Stadtmauern zu verteidigen hat seinen Sinn verloren. Unsere heutigen Rottfeiern haben einen anderen, einen besseren Sinn bekommen. Wenn sich heute die Rottbrüder in ihren besten Anzug, mit Zylinder und Holzgewehr ausgestattet, in ihrem Rott vereinen, werden bei fröhlichem Gesang und Vorträgen manche Mauern aus Vorurteilen, Reserviertheit und Gegensätzen abgebrochen. Immer wieder versichern neu hinzu gekommene Rottbrüder:

"Ich kam als Gast und ging als Freund"


Im Jahre 1395 überfielen die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg die Stadt. Der Überfall wurde von der tapferen Bürgerwehr, die mit langen Schlachtschwertern ausgestattet war, in einem Straßenkampf erfolgreich abgeschlagen.Dieser Waffenerfolg wurde alljährlich bei der Wiederkehr des ruhmreichen Gedenktages festlich gefeiert und daran erinnert noch heute die Feier des Schützenfestes.

Nur wurde damals anders gefeiert als heute. Es gab kein Rottfrühstück, geschossen wurde noch vor dem Aufstehen und danach ging jeder sein Tagewerk vollbringen. Dem Rat der Stadt kam es darauf an, die Wehrtüchtigkeit der Bürger zu steigern. So durfte nur der mitschießen, der Grundbesitz innerhalb der Stadtmauer hatte. Der Bürger mit dem Besten Schuß, der "beste Mann" - die Bezeichnung "Schützenkönig hat es nie gegeben" - wurde als Belohnung bis zum nächsten Schützenfest von der Steuer befreit!

Als die Zeiten ruhiger wurden, die Fürstenhäuser sich nicht mehr schlugen, konnten sich auch die Stadthäger mehr dem Feiern widmen. So ist in einer Schützenordnung zu entnehmen, daß sich die Bürger frühmorgens um 5 Uhr vor dem Haus des Rottmeisters versammelten, "sich der Nüchternheit und Mäßigkeit zu befleißigen" und abends um 10 Uhr das Gelage zu beenden und bescheiden nach Hause zu gehen. Aber die Stadthäger blieben wehrfähig, denn die Einteilung in Rotts blieb. 3 Quartierschaften mit insgesamt 15 Rotts die alle von einem Rottmeister geführt wurden.

Nun wurde jetzt feierlich ausmarschiert: Man zog seinen besten schwarzen Gehrock an, zog sein weißes Hemd Marke Vatermörder an, Gebinde um den Hals, nahm sein Gewehr und den Zylinder und ab ging es zum Fest.

In den über 600 Jahren, in denen es das Historische Schützenfest Stadthagen bereits gibt, hat das ein oder andere zur Veränderung des Festes beigetragen. Zum Beispiel wurde aus den Gewehren nach einer Verordnung des Reichspräsidenten 1922 Holzgewehre, aus dem Gehrock wurde aus Gründen der allgemeinen Mode der Anzug, da gab es im laufe der Jahrhunderte wiederholte Verbote des Festes. Aber das Wesentliche, nämlich das Feiern im nachbarschaftlichen Miteinander, hat sich nicht geändert. Denn durch die Uniformität des schwarzen Anzuges mit Zylinder können alle "Stände" zusammen Feiern. Da sitzt der Doktor neben dem Arbeiter - doch wenn die alten Lieder wieder erklingen, dann sind sich alle einig:

...dann feiern wir wieder unser Stadthäger Schützenfest!

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ADRESSE:

Enzer Rott anno 51 e.V.

Jörg Nichte

Im Bruch 21 A

31655 Stadthagen


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